Re: Carbon Luftführung RS3
...Vereisung ist ein generelles Problem bei Verbrennungsmotoren, bedingt durch Druckgefälle im Ansaugweg (bei Turbos nur VOR Verdichter); bei Einspritzmotoren ist das weniger relevant als bei Vergasermotoren mit einem Venturi - da ergibt sich prinzipbedingt nach dem Lufttrichter im Vergaser bei hohen Luftfeuchtigkeiten und niedrigen Ansauglufttemperaturen eine stärkere Vereisungsneigung durch den Unterdruck (übrigens: diese tritt NICHT bei sehr tiefen Minusgraden auf, sondern im Bereich zwischen -5 und +20°, abhängig vom Umgebungsdruck; Grund: Sättigungsfeuchte von Luft -> Taupunktkurve) - sehr kalte Luft ist daher extrem trocken. Nahezu alle Vergasermotoren hatten daher eine Ansaugluft- und Vergaservorwärmung.
Bei der Applikation von Turbomotoren wird im Verdichterkennfeld ein Sicherheitsabstand zur Maximaldrehzahl des Verdichterrades von ca. 10% appliziert, um im wesentlichen das Höhenproblem, aber auch einen vereisten Luftfilter "abzufangen".
Grund: das luftgeführte System eines Otto-Turbos regelt auf einen Absolutdruck. Wenn nun entweder der Umgebungsdruck sinkt (Höhe, Alpenpass, ...) oder ein Druckgefälle vor Verdichter entsteht (vereister oder mit Schmutz beladener Luftfilter), dann erreicht der Verdichter ein höheren Totaldruck (Differenz zwischen Luftdruck vor Verdichter (Verdichtereinlauf) und Ladedruck), was gemäß Verdichterkennfeld bei höheren Luftdurchsätzen unweigerlich zu höheren Verdichterdrehzahlen führt, bei niedrigeren Durchsätzen (Volllastbeschleunigung im hohem Gang aus niedrigen Drehzahlen) der Verdichter in die Pumpgrenze gehen kann und es in beiden Fällen zum vorzeitigen Sterben des Verdichterrades führen kann...
(welches dann in Einzelteilen über die Ladeluftleitung, Ladeluftkühlung, Zylinderkopf über die Turbine durch den Motor fliegt und die letzten Reste vor dem ersten KAT landen (falls die überhaupt noch soweit kommen) -> kein schöner Anblick und richtig teuer!)
Anm.: In der Grundabstimmung der Ladedruckregelung wird das charakteristische Verdichterkennfeld des ATL als zweidimensionales Kennfeld abgelegt - dies ist jedoch allein aufgrund der Toleranzen des ATL mit einem gewissen Sicherheitsabstand bedatet - das System errechnet aus dem Ladedruck und dem berechneten Luftdurchsatz (über Motordrehzahl) über dieses Verdichtermodell die ATL-Drehzahl - leider werden nicht alle Abweichungen mangels Sensoren erkannt, bsp. beladene Luftfilter.
Es gibt bereits Serienmotoren, die haben aus genau diesem Grund einen Drucksensor zwischen Luftfilter und Verdichter - damit kann man das System einerseits besser ausreizen, andererseits erreicht man eine größere Sicherheit/Zuverlässigkeit im System.
(Anm.: der Umgebungsdrucksensor, der in der ECU integriert ist, kann einen beladenen Luftfilter NICHT erkennen, nur den herrschenden Umgebungsdruck, bsp. zur Höhenkorrektur)
Was jedoch auch ein Drucksensor vor Verdichter nicht erkennen kann, ist eine (kleine) Leckage nach Verdichter in der Ladeluftleitung bis zum Gaswechselventil (Einlass): da wird das System unweigerlich versuchen, den Soll-Ladedruck zu erreichen -> dies wird auf kurz oder lang zum Sterben des ATL durch Überdrehzahl führen -> da würde nur noch ein Drehzahlsensor am ATL (ist bei ca. 30% der aufgeladenen Nutzkraftfahrzeug-Dieseln Serienstand) helfen; dieser ist ürbigens Standard während einer Applikation eines Turbomotors (Serie, Rennsport, manche Tuner)
lerri